Radio, nur für die Ohren
Zum Termin rennen, Mikro hinhalten, Aufnahme, stopp, aus, in die Redaktion hetzen, Beitrag basteln – dieser Journalismus ist nicht meiner. Lieber recherchiere ich mehr, bleibe beim Termin länger, vereinbare noch einen zweiten und dritten und nehme mir Zeit für den Beitrag.
Und der darf gern auch länger sein. Deshalb sind mir die Sendeplätze am liebsten, die dem Hörer auch Zeit zum Zuhören geben. Trotzdem hören Sie hier nur Ausschnitte aus den Beiträgen und können sie nicht in voller Länge herunterladen:
Ciao, Don Giovanni
Tausende von Italienern waren nach Deutschland gekommen. Lauter junge Männer, traurig vom Abschied und voller Hoffnung. Der Empfang ist herzlich. Doch das Leben in den Baracken ist schwer. Die deutschen Pfarrer sind bald überfordert, ihre Kollegen aus Italien sollen helfen. Don Giovanni kam gern. 24 Jahre lang hat der Priester die italienisch-katholische Gemeinde in Frankfurt am Main betreut. Jetzt ist er in den Ruhestand gegangen. Und mit ihm ein Stück Geschichte italienischer Migration. DeutschlandRadio Berlin, Länderreport, 2. Mai 2002.
Wenn der Verstand stirbt
»Bin nit böse. Wir vertragen uns doch gut. Wenn einer kommt und blöde Mist babbele tut, der kriegt von mir eins von vorn. Da gibt's eine, die ist bekloppt. Da gibt's Kloppe zurück.« Cornelia Merten ist der Typ freundliche, alte Dame. Schlank, gepflegt, gut angezogen. Nur manchmal verliert sie mitten im Satz die Contenance. Cornelia Merten hat Alzheimer und wird von ihrer Tochter betreut. Wenn der Verstand stirbt. WDR 5, Neugier genügt, März 2002.
Arbeit zweiter Klasse
Es ist schlimm, arbeitslos zu sein. Es ist aber keineswegs immer schön, Arbeit zu haben. Arbeitsverhältnisse werden prekärer. Es gibt zunehmend Arbeitnehmer zweiter Klasse. Sie werden verliehen, sind scheinselbstständig oder brauchen mehrere Jobs zum Überleben. Zum Beispiel Sybille Nicolai. Sie hat einschlägige Erfahrungen mit der Zeitarbeitsfirma Manpower gemacht. HR 2, Der Tag, Arbeit zweiter Klasse, 13. März 2006.
Das modernste Werk der Welt
Arbeit im Minutentakt. Das Fließband in der Autoproduktion ist zurückgekehrt. Richtig ausrangiert war es nie. Aber die Arbeit ist monotoner geworden und Handgriffe sind bis auf die Sekunde geplant. Das neue Opelwerk in Rüsselsheim gilt als das modernste Werk der Welt. DeutschlandRadio Berlin, Länderreport, 18. Februar 2002.
Raus aus der Schmuddelecke
Im Mai 2001 hatte die rot-grüne Koalition ein Gesetz zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation von Prostituierten zur ersten Lesung in den Bundestag eingebracht. Nun soll das Gesetz mit einigen Änderungen in die zweite und dritte Lesung kommen. Und in der Tat hat es noch bis zuletzt Änderungen gegeben. Michaela Böhm und Oliver Weilandt haben sich umgehört, bei Huren und Bordellbetreibern, bei Politikern und Katholiken, Protestanten und Juristen. Was bringt das Gesetz in seiner jetzigen Fassung? Wem nützt es? Und kann eine Prostituierte bald sagen: Ich bin Hure und was machen Sie beruflich? Deutschlandfunk, Hintergrund Politik, 9. Mai 2001.
»Wenn es kracht und knirscht – Kreuzbandriss«
Für den englischen Stürmer war die Weltmeisterschaft schon im Spiel gegen Schweden vorbei. Michael Owen hatte sich das vordere Kreuzband gerissen. Von Profi-Fußballern kennen wir das. Lothar Matthäus ist es passiert, und Nationalspieler Jens Nowotny hat sich gleich vier mal das Kreuzband gerissen. Doch noch häufiger als Profis erwischt es Freizeitsportler. Der Kreuzbandriss ist eine langwierige und häufige Knieverletzung. Die Frage ist: Muss das Knie überhaupt operiert werden? Wenn ja – wann? Und vor allem: Wie finde ich den richtigen Arzt? WDR 5, Leonardo, 5. September 2006.